Löwenzahn und Löwenkraft
Es war einmal in Afrika...

Die wahre Geschichte seiner Namensgebung lautet übrigens so: Es begab sich einmal vor langer Zeit, im heißen Lande Afrika, dass direkt vor dem König der Tiere, dem Löwen, ein kleiner Fallschirm landete. Nun ist es aber so, dass sich große Tiere nicht um so kleine Dinge kümmern, weshalb der König der Tiere den Fallschirm nicht einmal ansah. Am Fallschirm hing ein Samen, der lautlos in den Küstensand fiel. Zur selben Zeit begann es zu regnen, was auch in der Wüste manchmal vorkommen kann. Da wuchs aus dem Samen eine wunderschöne Pflanze und in ihrer Mitte blühte bald eine sonnig-gelbe Blume. Der Löwenkönig freute sich über die Blume in seinem Reich und roch jeden Tag an ihr. Nach ein paar Tagen aber war die gelbe Blume verschwunden, dafür stand nun eine Art weiße Seifenblase auf dem Blütenstängel. »Ob die vielleicht riecht?«, überlegte er. Und schon steckte der König der Tiere seine Nase hinein. Ach, wie das kitzelte! Der Löwe musste niesen. Und wenn ein Löwenkönig niest, dann ist das etwas ganz Gewaltiges. Haaa-haaa, haatschiiii!!! Der Löwe riss beim Niesen sein Maul weit auf und es brach ein richtiger Sturm los. Solch ein Sturm, dass die weiße Seifenblase in tausend Stücke zersprang. Sie zerfiel in viele, viele kleine Fallschirme. Die wurden von dem gewaltigen Löwenniesen hoch in die Luft gewirbelt. Gerade in diesem Augenblick kam ein Fuchs des Weges. Der hatte seine Brille zu Hause vergessen, deshalb konnte er nicht genau erkennen, was da bei dem Löwen passierte. Weil er aber ein altes Plappermaul war, erzählte er allen Tieren, die ihm begegneten, folgende Geschichte: »Dem König der Tiere sind alle Zähne aus dem Maul gefallen! Ich habe es mit eigenen Augen gesehen!« Natürlich hörte eines Tages auch der Löwe diese Lügengeschichte. Doch erhabene Könige befassen sich nicht mit solch nichtigen Dingen wie Gerüchten, und so ging er seinen Regierungsgeschäften weiter nach, ohne sich groß darum zu kümmern. Er brummelte nur in seine Mähne, der Fuchs könne ja mal vorbeikommen und selber nachsehen, wenn er sich denn trauen würde. Was aber blieb, war der Name: Denn die gelbe Blume hatte fortan den königlichen Namen Löwenzahn.
Diese Geschichte stammt aus dem Buch "Löwenzahn und Löwenkraft" von Marianne Ruoff.